Hotel, Motel, Holiday Inn… Übernachten jenseits der grossen Städte

Auf der grossen Reise zu übernachten ist eigentlich nie ein Problem. Die sprichwörtliche Gastfreundschaft des Wilden Westens (OK, ausser man war Outlaw…) ist immer noch vielerorts zu spüren, und die Amerikaner sind ein Volk auf Reisen. Deshalb ist eine Übernachtung fernab der eigenen vier Wände unproblematisch und mit den heutigen Mitteln der Kommunikation kinderleicht. Dennoch sollte man ein paar Dinge wissen. 

Verzichtet man auf Camping – was durchaus attraktiv wäre und sicher irgendwann mal in einem anderen Artikel abgehandelt wird – stehen Hotels, Inns, Motels aller Güteklassen zur Verfügung. Die Dichte an mietbaren Betten ist auch in dünn besiedelten Gebieten erstaunlich hoch und gut durchorganisiert. 

Die typische amerikanische Kleinstadt bietet in der Regel viele Möglichkeiten zu Übernachtung und Verpflegung und ist im Vergleich mit Europa relativ durch-standardisiert: Entlang der grössten Strassen (Interstate, Highways) sind alle Accommodations angesiedelt – führt die Strasse durch den Ort, dann direkt an der Strasse, bei Interstates und grösseren Highways gibt es häufig einen “Business Loop”, an dem sich Tankstellen, Fast-Food-Restaurants und Motelketten angesiedelt haben. Dort wird man immer fündig, und in den meisten Fällen, wo es sowas wie ein Stadtzentrum kaum gibt, ist dies für den Durchreisenden auch oft die beste Wahl. 

Das Marriott Marquis San Diego Marina dürfte wohl nicht jedem Geldbeutel entsprechen (San Diego, CA)

Franchise-Ketten dominieren den Markt, praktisch an jedem Ort findet man immer wieder die gleichen Logos. Dabei kann man sich – von Ausnahmen abgesehen – auf einen vergleichbaren Standard und ein vergleichbares Preisniveau verlassen – ein Holiday Inn wird in den meisten Fällen etwas teuer sein als ein Motel 6, aber auch den besseren Service bieten. 

Klein, aber exquisit: Das Mendocino Hotel in Mendocino, CA

Im Bereich der unabhängigen Häuser gibt es natürlich solche, die weit oberhalb der besten Hotelketten einsteigen, aber auch solche, deren Standards wesentlich unter denen der Motel-Ketten liegen. Hier gibt es nur einen Rat: Ausprobieren!

Arten von Unterkünften

Unterkünfte lassen sich grob in folgende Kategorien einteilen, die sich in erster Linie durch Qualität von Unterkunft und Service, und natürlich im Preis unterscheiden:

  • Hotels: die typischen Hotelketten wie Hilton, Holiday Inn, Marriott… bieten den grössten Komfort, sind aber auch am teuersten. Sie sind meist in grösseren Städten oder an Flughäfen zu finden und weniger an den typischen Business Loops. Wer den zusätzlichen Komfort und Service mag, ist dort bestens aufgehoben, der typische Südwest-Reisende wird wohl aus Budget-Gründen ein solchen Angebot nur punktuell in grösseren Städten in Betracht ziehen.
    In Städten oder gewissen Orten lassen ich auch ursprüngliche, oftmals über hundert Jahre alte kleine Hotels, die eine Übernachtung nur schon aufgrund der einem umgebenden Historie wert sind – beispielsweise das Mendocino Hotel in – wer hätte das gedacht – Mendocino, CA.
  • Inns: Immer mehr sieht man Inns und Ableger der grösseren Ketten, deren Häuser wie Pilze aus dem Boden spriessen, etwa “DoubleTree By Hilton”, “Ramada Inn”, “Courtyard by Marriott”,  “Holiday Inn Express” und so weiter. Diese Häuser heben sich von den typischen Motels durch etwas mehr Service und weitere Annehmlichkeiten wie Pools, Fitness Center und oftmals eigenen Restaurants ab und sind in grossen und mittelgrossen Städten, aber auch immer mehr in der Nähe von Touristenattraktionen wie National Parks zu finden. Typisch ist die mehrstöckige Bauweise (ein Motel ist maximal zweistöckig) und die typische Fetigbeton-Massenproduktionsarchitektur – alle Hotels einer Kette sehen in etwa gleich aus. Sie bieten eine gehobene Unterkunft, und man kann sich auf die Qualität verlassen. Je nach Saison und Ort lassen sich bereits in diesem Bereich sehr günstige Angebote finden. 
  • Motelketten: Die typischen Motel-Ketten wie “Days Inn”, “Motel 6”, “Howard Johnson” und so weiter bieten einfache Motels mit bescheidenem Komfort. In den allermeisten Fällen absolut ausreichend sind sie sauber, gepflegt und auf relativ modernem Ausbaustandard. Es kann aber insbesondere bei Motel 6 schon mal vorkommen, dass man noch ein älteres Exemplar erwischt, dass dann vielleicht nich sauber ist, ein paar Löcher in den Leintüchern zu finden sind und im Worst Case gar eine Kakerlake durch das Zimmer spaziert. Für den unkomplizierten individualreisenden finden sich aber sehr günstige Angebote teilweise unter USD 30 die Nacht. In jedem Fall auf der Website die Bilder und Bewertungen beachten. 
  • Privat geführte Motels: Die Bandbreite privat geführter Motels ist relativ gross. Von sauberen, mit Liebe gepflegten Häusern mit gehobenem Hotel-Standard bis zu den typischen einstöckigen Holzbauten aus den Dreissigern, die nie renoviert wurden, ist alles zu finden. Interessanterweise befindet sich eine Grosszahl dieser Häuser in der Hand indischer oder chinesischer Familien, die mit viel Liebe und Hingabe ihren American Dream leben. Deshalb kann es in dieser Kategorie durchaus extrem günstige Glücksgriffe geben, aber es kann auch schief gehen.

Im Normalfall sind auch die günstigsten Motels bewohnbar. Es kann aber auch vorkommen, dass man eine wirkliche Bruchbude kriegt in der es kreucht und fleucht – dann kann man notfalls immer noch von der Reservation zurücktreten.  Das ist bei mir aber ehrlich gesagt noch nie vorgekommen, ich hab es immer irgendwie überlebt, und in meinen grob geschätzt paar hundert Übernachtungen in den USA hab ich erst ein oder zwei mal wirklich schlechte Erfahrungen gemacht. 

Welche Unterkunft für wen?

Die Antwort auf diese Frage hängt von vielen Faktoren ab, unter anderem auch persönlicher Stil, wie heikel man ist, und welches Budget zur Verfügung steht. Dem Budgetbewussten, der nicht mehr jede Unannehmlichkeit mitmachen muss, empfehle ich Motelketten wie Days Inn oder Motel 6. Bei älteren Häusern insbesondere von Motel 6 muss man ein bisschen aufpassen: Die Kette erlebt zur Zeit eine grosse Modernisierung – die bereits modernisierten Häuser sind durchwegs gut, in noch nicht renovierten darf man Röhren-TVs bewundern und sich vielleicht über den einen oder anderen mehrbeinigen Mitbewohner freuen. 

Das “typische” Kleinstadt-Motel… (The Bates Motel, Universal Studios, Burbank, CA)

Je nach Ort können auch unabhängige Häuser ein gutes Erlebnis bieten – grössere von Touristenströmen entfernte Städte sind hierfür allerdings weniger geeignet, auch in Reservaten ist die Qualität unterschiedlich. Hier gilt besonders: Bilder auf der Website und Bewertungen beachten. 

Umgebung beachten

Viele Häuser von Ketten befinden sich an den Business Loops grösserer Highways etwas ausserhalb der Stadt. Gerade in letzter Zeit haben sich solche Gebiete stark verändert. Drogensucht, Obdachlosigkeit und damit einhergehende Verbrechen haben massiv zugenommen. Auf dem Gelände insbesondere auch der besseren Häuser besteht keine Gefahr, nach Einbruch der Dunkelheit ist es aber oftmals sicherer, auch für kürzeste Strecken das Auto zu nehmen, und vielleicht die günstigsten Fast-Food-Restaurants wie MacDonald’s zu meiden – oder zumindest zuerst einen Kontrollblick über den Parkplatz zu werfen. 

Trotzdem kann man in den USA eigentlich überall ohne Probleme eine gute Unterkunft finden. Tipps hierfür in einem anderen Artikel.